About the album
Dave Brubeck loved crooked rhythms on the black and white keys, which are not necessarily to everyone's taste. The fact that the vocalist and saxophonist Sabine Kühlich from Aachen and the pianist Laia Genç from Cologne now dare to present a bunch of top-class songs of the maestro to the public on their CD "In Your Own Sweet Way" is due perhaps to the exceedingly charming challenge to let the seemingly complicated sound easy, simple and comprehensible. The keyboard great, who passed away at the end of 2012, represents something like an aesthetic lighthouse for the two women.
As a result, the two musicians were finally able realize their personal dream project. Stefan Hentz wrote in his liner notes that it is like a balancing on a slackline: "Child's play, totally effortless and perfectly natural, at least as it looks in the event of success." The courage to take risks, the tendency to complex puzzles and curiosity for ever new discoveries: "Brubeck had that ability, and he never failed with it. Genç and Kühlich have to be judged by that and make it clear at the same time that Brubeck's music is suitable as a springboard to intensity derived unmistakably from the present. Respect is in demand as well as transgression, feeling and understanding, convention and originality. Balance? What else?"
Es war sein eigener Weg, den Dave Brubeck einschlug. Ein steiniger mithin. Denn die 2012 verstorbene Ikone an den schwarzweißen Tasten liebte die krummen, nicht unbedingt für jedermann/-frau verträglichen Taktarten. Meist waren es bei Brubeck 5/4 wie im berühmten „Take Five“, das längst den Status eines „Jazzhits“ besitzt. Es gab aber noch wesentlich exotischere Metren wie die 9/8 in „Blue Rondo A La Turk“ oder die 7/4 in „Unsquare Dance“, von betörend eigenwilligen Jazzwalzern wie „In Her Own Sweet Way“ oder „Emily“, bei denen es sowieso keinen Sinn mehr macht, mitzuzählen, einmal ganz zu schweigen.
Dass sich die Vokalistin und Saxofonistin Sabine Kühlich aus Aachen und die Pianistin Laia Genç aus Köln nun auf ihrer CD „In Your Own Sweet Way“ dennoch mit einem Bündel hochkarätiger Songs des Maestros an die Öffentlichkeit wagen, liegt vielleicht gerade an der überaus reizvollen Herausforderung, das scheinbar Komplizierte leicht, einfach und nachvollziehbar klingen zu lassen.
Für die beiden Frauen stellt der Ende 2012 verstorbene Tasten-Gigant so etwas wie einen ästhetischen Leuchtturm dar. „Dave Brubeck war einer meiner ersten und prägendsten Einflüsse“, erinnert sich Sabine Kühlich. „Seine charmante und humorvolle Art, die Musiktraditionen zu mischen und interessante Taktarten aufzugreifen, hat mich als Teenager gepackt und begeistert mich noch heute. Die Faszination zwischen ´einfach` und ´unerwartet` prägt auch mein Komponieren, und daran ist Dave Brubeck nicht ganz unschuldig.“ Laia Genç näherte sich Brubeck schrittweise an, über „In Your Own Sweet Way“ oder „Blue Rondo A La Turk“. Genç: „Ich erinnere mich, dass mich das total von den Socken gehauen hat. Und ich habe mir gedacht, wenn ich das einmal in einer schönen Version spielen würde, das wäre ein super Ziel! Es kamen immer mehr tolle Stücke dazu, die mich musikalisch anzogen und die anderseits auch dem Werke Brubecks gerecht werden.“
So konnten die beiden Musikerinnen nun endlich ihr ganz persönliches Traumprojekt realisieren. Es sei wie ein Balancieren auf einer Slackline, schreibt Stefan Hentz in seinen Linernotes, „kinderleicht – so sieht es im Falle des Gelingens zumindest aus – völlig anstrengungslos und selbstverständlich“. Den Mut zum Risiko, die Neigung zu komplexen Rätseln und die Neugier auf immer neue Entdeckungen: „Brubeck hatte das drauf, abgestürzt ist er nie. Daran müssen sich Genç und Kühlich messen lassen und gleichzeitig deutlich machen, dass ihnen Brubecks Musik heute als Sprungbrett zu Intensitäten taugt, die unmissverständlich aus der Gegenwart stammen. Respekt ist gefragt und Grenzüberschreitung, Gefühl und Verstand, Konvention und Originalität. Balance? Was sonst?“
Schon die Begegnung an sich gleicht einer Herausforderung an das Gleichgewichtsgefühl, denn verschiedener könnten die Hintergründe kaum sein. Kühlich, geboren und aufgewachsen in Gera in der DDR, schon früh interessiert an Musik und völlig von den Socken, als ihr Saxofonlehrer ihr eine Kassette von Dave Brubeck mitgibt. Mit dem Studium in Würzburg, Amsterdam, New York verfolgte sie konsequent ihr Ziel, Jazzmusikerin zu werden, eine Sängerin, fest verwurzelt in der klassischen Schule, die sich mit elastisch swingender Phrasierung dicht an die komponierten Formen und Linien hält. Demgegenüber Genç, wie viele wichtige Pianisten der deutschen Szene von John Taylor geprägt und deshalb eine radikale Modernistin des Genres. Allerdings erwachte in der in Berlin geborene Instrumentalistin zunehmend das Interesse an den musikalischen Wurzeln ihrer türkischen Vorfahren, für ungerade Rhythmen, die Basis der traditionellen türkischen Musik. Womit sie, wie sich Zug um Zug herausstellte, in Dave Brubeck einen frühen Bundesgenossen entdeckte.
So entsteht eine intuitive Balance mit fein austarierten Gewichtsverlagerungen. Brubeck hätte das Projekt seiner beiden Geistesverwandten sicher gefallen. Es geht jedes nur erdenkliche Risiko ein. Und dennoch klingt es eigen. Ein in jeder Hinsicht eigener Weg mit vielen Abzweigungen und Nebenstraßen.